Internationale NABU-Wolfskonferenz 2015
Vom 24.09 bis 26.09. hat in Wolfsburg eine internationale Wolfskonferenz statt gefunden. Organisator war die NABU.
Die Vorträge wurden von Rednern aus aller Welt gehalten. Zusätzlich kamen noch der Verband der Jäger und der Schäfer zu Wort, um die Sache auch aus ihrer Sicht zu schildern. Gerade den letzten beiden Sprechern muss man höchsten Respekt zollen, denn es ich es ist nicht einfach die kritischen Punkte der Rückkehr des Wolfes vor einem so großen Publikum vorzutragen.
Gleichzeitig herrschte aber auch bei den Zuhörern Disziplin und dementsprechend wurden alle Redner mit Respekt behandelt
Anbei einige Infos die ich von der Konferenz mitgenommen habe und die mir besonders wichtig waren. Da es nur Notizen sind hoffe ich, dass es trotzdem verständlich ist. Falls einige Punkte besonders Interessant sind oder man mehr erfahren möchte geben die Suchmaschinen sicherlich Hilfestellung.
Falls jemand diesen Text liest, der auch auf der Konferenz war und feststellt, dass ich einen Punkt falsch verstanden und wiedergegeben habe, so kann er mich natürlich gerne kontaktieren. Es gab so viele Informationen, dass ich vielleicht auch etwas missverstanden habe.
Viele Grüße
Michael
- Der Wolf ist in den Medien heute ein wichtiger Punkt. Viele Medien berichten mittlerweile über den Rückkehrer. Allerdings werden die Geschichten so geschrieben wie man sie gerade benötigt. Hier wäre eine sachliche Berichterstattung wünschenswert.
Es ist fatal, dass mögliche Angriffe auf Wölfe groß aufgebauscht werden und wenn sich dann (mal wieder) herausstellt, dass der Wolf keinerlei Schuld hat, nicht einmal eine Klarstellung gedruckt wird.
Aktuelle Informationen zum Wolfstatus finden man auf der Seite des Bundesamtes für Naturschutz. www.bfn.de
Der europäische Wolf in unseren Breiten benötigt eine Fläche von ca, 250 km² zum überleben. Ein Rudel besteht meist aus den Leittieren, den Wölfe aus dem letzen Jahr und den aktuellen Welpen. Die Welpen wandern im Alter von 2 Jahren ab um ihr eigenes Rudel zu bilden. Dabei hat man fest gestellt, dass sich die Anzahl der Wölfe in einem von einem Wolfsrudel bereits bewohnten Gebiet nicht erhöht. Die 2-jährigen Wölfe wandern ab und suchen sich ein eigenes Territorium.
Mögliche Angriffe auf Nutztiere
Nutztiere leicht jagdbar. Sie müssen daher geschützt werden. Gegenüber den in freier Natur vorkommenden Tieren habe diese Tiere keine Möglichkeit der eigenen Verteidigung. In Deutschland gibt es die Weidewirtschaft ohne Wolf schon seit 150 Jahren. Die Aufgabe des Schäfers hat sich in dieser Zeit vom reinen Schafhüter geändert. Der Schäfer sind für die Landschaftspflege unabdingbar. Das Leben dieser Berufsgruppe ist schon schwierig genug. Trotzdem versucht man Wege zu finden, dass der Wolf zurück kommen kann. So sind auch die Schäfer bereit hier Kompromisse einzugehen. Allerdings darf man die Rückkehr des Wolfes nicht allein zu ihren Lasten ermöglichen. Lt. Wolfsmanagmentplan gibt es Kompensationszahlung wenn die Tiere ordentlich geschützt waren. Auch die Prävention wird subventioniert. Das jeweilige Bundesland hat die Aufgabe die Nutzer aufzuklären. Herdenschutz kann mit den geeigneten Mitteln funktionieren.
Die Position des Deutschen Jagdverbands zum Wolf durch Andreas Leppmann, Geschäftsführer Deutscher Jagdverband
Der Wolf ist auf jeden Fall willkommen. Allerdings gibt es natürlich auch unter den Jägern einige die den Wolf nicht wollen. Ängste werden durch Minderheit geschürt. Rotwild und Wildschwein ist Hauptbeute der Wölfe und dementsprechend Konkurrenz zum Jäger. Allerdings ist der Konflikt eher theoretisch, denn es ist definitiv genug für alle da. Das Verhältnis von Beutetieren zu Jägern und Wölfen war vor 200 Jahren bedeutend schlechter wie es heute ist. Allerdings wird die Jagd auch für die Jäger aufwändiger. Gerade die Jagdhunde haben ein erhöhtes Risiko. Es kann natürlich sein, dass sie in einen Konflikt mit den Wölfen kommen. Natürlich kann es auch mit anderen Wildtieren zu einem Konflikt kommen und auch dort kann einen Hund verletzt oder getötet werden. Mit dem Wolf hat sich die Gefahr einfach erhöht.
Wölfe in Europa und Deutschland: Status, Verbreitung und Monitoring
Ilka Reinhardt, LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung, Deutschland
Der Wolf wird im sog. Anhang IV der Artenschutzlisten geführt. Das bedeutet, dass der Wolf streng geschützt ist. Eine Verschiebung in den Anhang V würde bedeuten, das der Wolf gejagd werden darf, wenn ein gesellschaftliches Interesse besteht.
Beim Monitoring wird den Spuren und den Sichtungen der Wölfe nachgegangen.
Alle gesammelten Daten werden anhand ihrer Überprüfbarkeit kategorisiert. Dafür werden die SCALP-Kriterien angewendet, die im Rahmen des Projektes „Status and Conservation of the Alpine Lynx Population“ für das länderübergreifende Luchs-Monitoring von KORA entwickelt wurde. Da in Deutschland, vor allem in der Lausitz schon einige Wolfsfamilien leben, wurden diese Kriterien in Deutschland für das Wolf-Monitoring weiterentwickelt und für die dortige Situation angepasst.
Es gibt folgende Kriterien: C1, C2, C3, Falsch
Der Buchstabe C steht für Category, die Ziffern 1 – 3 stehen für die Überprüfbarkeit der Hinweise.
C1: Eindeutiger Nachweis - dies sind Nachweise, die die Anwesenheit eines Wolfes eindeutig bestätigen (genietischer Nachweis, Lebendfang, Totfund, eindeutiges Foto, Telemetrieortung).
C2: Bestätigter Hinweis - Hinweise, die von einer erfahrenen Person überprüft wurden (z. B. Spur oder Riss), bei dem ein Wolf als Verursacher bestätigt werden konnte. Die erfahrene Person kann den Hinweis selber im Feld oder anhand einer Dokumentation von einer dritten Person bestätigen.
C3: Unbestätigter Hinweis - Alle Hinweise, bei denen ein Wolf als Verursacher auf Grund der mangelnden „Beweislage“ von einer erfahrenen Person weder bestätigt noch ausgeschlossen werden konnte. Dazu zählen alle Sichtbeobachtungen (auch von erfahrenen Personen), sowie alle Hinweise, die nicht überprüft werden konnten, zu alt sind, unklar oder unvollständig dokumentiert wurden.
Die Kategorie C3 kann in Unterkategorien „wahrscheinlich“ und „unwahrscheinlich“ unterteilt werden.
Falsch: Falschmeldung - Hinweis, bei dem ein Wolf als Verursacher ausgeschlossen werden kann.
(Quelle der Kategorien: www.chwolf.org)
Nur C1 Werte werden tatsächlich in eine Übersichtskarte übernommen. Die Daten werden jährlich veröffentlicht.
Die Anzahl der Wolfsfamilien und Paare werden ermittelt. Nicht einzelne Tiere.
Zusätzlich erfolgt die suche nach Hinweisen. Spuren, Losung, Fotofallen. Wichtig ist vorher zu prüfen, dass es Wölfe gibt. Telemetrie ( Grösse, Verhalten, Schlafplätze). Genetik (Abgrenzung, Familien, etc.). Hinweise.
Problem: Die Verwechselungsgefahr von Wolf und Hund ist sehr groß.
Entwicklung der Wölfe in den letzen 15 Jahren
Im Jahr 2000 haben sich die ersten Wölfe in der Lausitz niedergelassen. Es gab also nur wenige Gründertiere. Die beiden Wolfsdamen „Sunny“ und „Einauge“ sind als Basis anzusehen. In ihrem Leben haben sie fast 80 Welpen zur Welt gebracht. Man kann also sagen, dass die mitteleuropäische Population fast ein eigenes System darstellt und daher gut genetisch abgrenzbar ist.
Wolfsfreie Gebiete werden auch zukünftig besiedelt. Danach wird die Anzahl wohl konstant werden. Wölfe passen sich an und können weite strecken wandern. Für die Entwicklung spielt ein höheres Nahrungsangebot gegenüber der letzten Jahrhunderte natürlich eine besondere Rolle.
Wie werden die Zahlen der Wölfe ermittelt.
Menschliche Gedanken und Verhaltensweisen beim Umgang mit Mensch-Wildtier-Konflikten
Dr. Michael Manfredo, Colorado State University, USA
Das Zusammenleben von Tier und Mensch.
Dr. Manfredo hat zwei Menschengruppen vorgestellt, die für die freie Entwicklung des Wolfes eine Rolle spielen. Die Utilitarian und die Mutualian. Beide Wörter sind Englisch. Ich habe sie nicht übersetzt.
Kurz: Die Utilitarian beherrschen gerne die Natur. Sie ist für den Spass und ggf. das Überleben dieser Menschen da.
Die Mutualian möchten im Einklang mit der Natur leben. Alle sollen zusammen leben.
Diese beiden Gruppen sind zusammen zu führen. Die Interessen sind unter einen Hut zu bringen.
Wie könnte eine Lösung aussehen:
Kurz:
- Unabhängige Vermittler.
- Alle anhören.
- Vertrauen aufbauen.
- Aufeinander zugehen um Lösungen zufinden.
Die Wiederansiedelung von Wölfen im Yellowstone-Nationalpark – Erfahrungen und gesellschaftliche Folgen
Dr. L. David Mech, United States Geological
Dr. Mech hat einen kurzen Überblick über die Geschehnisse im Yellowstone Nationalpark gegeben. Wie ist es dazu gekommen, dass man überhaupt das Projekt der Wiederansiedlung gestartet hat. Man hat festgestellt, dass man mit der Ausrottung der Wölfe einen Fehler begangen hat. Mit der Wiederansiedlung wollte man diesen Fehler beheben. Die Wölfe stammten aus Kanada und wurden als ganzes Rudel betäubt, wissenschaftlich untersucht und dann in Amerika ausgesetzt. Dies geschah unter großer Geheimhaltung, damit die Wölfe ungestört blieben und keine Chance hatten sich an Menschen zu gewöhnen.
Man hatte große Änste damals, ob die Rückkehr des Wolfes einen Einfluss auf die Menge der Wapitihirsche haben wird, bzw. diese ganz ausrotten könnte. Mittlerweile weiss man, dass Wölfe diese zwar reduzieren, aber nicht ausrotten können. Sie sind nicht wirklich ein Element.
Weiter wurde festgestellt, dass Elche am besten mit bis zu 4 Wölfen gejagt werden. Danach ist keine Steigerung der Jagdeffizienz mehr festzustellen. . Mehr Wölfe bedeutet, dass der Rest die Beute „for free“ bekommt. Für ein Bison sind 9 bis 13 Wölfe notwendig.
Nach einer Diskussionsrunde war auch schon der erste Tag der Konferenz vorbei.
Unser Höhepunkt war die Gelegenheit Dr. David Mech einmal persönlich zu begegnen und nach seiner Meinung zu verschiedenen Themen zu befragen.
Insgesamt war es eine sehr interessante Konferenz, die uns einige neue Ansichten und Informationen geliefert haben. Gleichzeitig ist es schön zu sehen, dass sich so viele Menschen darum bemühen, dass der Wolf in Deutschland wieder heimisch wird. Doch auch außerhalb von Deutschland wird viel für die Wölfe getan.
Wir können uns nur beim Organisationsteam der Veranstaltung für die hervorragende Arbeit und die perfekte Organisation der Konferenz bedanken und freuen uns schon auf den nächsten Wissensaustausch.
Weitere Informationen finden sie unter: www.Nabu.de